| [in 
          italiano] [in 
          english]
 |  | In diesem 
            Beitrag möchte ich der Frage nachgehen, welche Entwicklungen 
            sich für die Architektur in den kommenden Jahren vorhersagen 
            lassen. Und um es noch konkreter zu machen: in den nächsten fünf 
            Jahren, so dass wir 2006 das tatsächlich Erreichte rückblickend 
            überprüfen können. Diese Frage scheint zunächst einen Aspekt zu vernachlässigen, 
            der in Wirklichkeit entscheidend ist. Wir sprechen von Digitaler 
            Architektur oder von Computer und Architektur ausschliesslich 
            als Mittel, um ein neues Zeitalter der Architektur zu erlangen. Die 
            Formel "IT-Revolution in Architecture" betont die Beschleunigungsrate, 
            die wir zur Zeit erleben.
 
 
  Oosterhuis.nl, Noord-Holland Pavillon für die Ausstellung 
            Floriade 2002.
 
 Sie beschreibt eine Revolution aller modernen Herstellungsprozesse, 
            mit erkennbaren wirtschaftlichen und sozialen Folgen, und wie diese 
            Ausstellung beweist, ist sie mittlerweile reif, für alle Architekten 
            zu einem Thema zu werden.
 Natürlich müssen wir, bevor wir überhaupt mit der Beantwortung der 
            Frage beginnen, welche Entwicklungen wir erwarten, etwas ausholen, 
            um klarer zu sehen: Ich schlage vor, zwei entscheidende Wendepunkte 
            zu betrachten: 1926 und 1997.
 
 
 
 DIE WIEDERENTDECKUNG DES ERZÄHLENS. 1926 wurde das neue Bauhause eingeweiht. 
            In Dessau wurden alle Brücken zur traditionellen Baukunst rigoros 
            abgebrochen. Das neue Gebäude zeigt vor allem, dass man sich von Gebäudetypologie, 
            struktureller Kontinuität, urbaner Morphologie, perspektivischem Rahmen, 
            historischem Stil und schließlich einem Verständnis von Architektur 
            als "Kathedrale" mit symbolischer und kommunikativer Aufladung verabschiedet 
            hatte. Dies war ein schmerzlicher Verzicht, besonders weil das Bild 
            einer Kathedrale von Feininger ein Bestandteil des ersten Manifests 
            und Programmheftes des Staatlichen Bauhauses war, das 1919 vom damaligen 
            neuen Direktor aufgestellt wurde. Walter Gropius bekräftigte darin 
            unter anderem, dass "die neue Architektur [...] gen Himmel steigen 
            wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens." (Stiftung 
            Bauhaus Dessau, Margret Kentgens-Craig (Hrsg.), das bauhausgebäude 
            in dessau 1926-1999. Basel, Berlin, Boston 1998, S. 6)
 
 
  Lyonel Feininger, Kathedrale,
 Titelholzschnitt des 1.
 Programms des Staatlichen
 Bauhauses, April 1919.
 
 Aus der Sicht unseres heutigen Interesses ist gerade das Verschwinden 
            der Kathedrale der entscheidende Wendepunkt. Die Architektur der Moderne 
            konnte ihre Funktion nur tautologisch vermitteln. Die endgültige Form 
            definierte sich über abstrakte Zeichen (Pilotis, Fläche, Glasschlitze), 
            die wie Teile aus einem Baukasten auf der Grundlage rein syntaktischer 
            Regeln zusammengefügt waren. Von der postmodernen Geschichtsschreibung 
            "Verbot der Form" genannt, hatte dieses Verfahren tiefere Gründe, 
            weil sie für die Logik stand, mit der Maschinen konzipiert, entworfen 
            und konstruiert wurden.
 
 Aber als die Parameter für eine Objektivierung der Funktionen 
            - standardisierte Elemente, Grundriss-Typisierung und Vorfertigung 
            - zusammen mit dem gesamten industriellen Produktionssystem in die 
            Krise gerieten (diese Krise trat bekannterweise vorwiegend in den 
            siebziger und achtziger Jahren auf) kehrte zurück, was zuvor 
            ausgeschlossen war: die narrative, symbolische und kommunikative Bedeutung 
            von Architektur.
 
 Der Beginn dieses Prozesses der Wiedereinführung von Bedeutung 
            und Symbol in die aus der Moderne hergeleiteten Sprache antizipierte 
            1956 Jørn Utzon mit seinem Opernhaus in Sydney. Aber erst vor 
            kurzem entfaltete dieser Prozess seine volle Wirkung. 1997 wurde zum 
            ersten Mal allen klar, dass die Architektur ihren öffentlichen 
            Kommunikationswert in vollem Umfang zurückgewonnen hatte - oder, 
            abschätzig ausgedrückt, ihren Vermarktungswert. Als Beweis 
            dafür wurde aus vielerlei Gründen das Guggenheim-Museum 
            in Bilbao herangezogen (aber wir könnten das Gleiche auch vom 
            Science Museum in Amsterdam oder dem Jüdischen Museum in Berlin 
            sagen). Heute fährt alle Welt nach Bilbao, als gelte es, eine 
            Pilgerreise zu dieser laizistischen Kathedrale der Kultur, entworfen 
            in einer zeitgenössischen Sprache, zu unternehmen. Aber was hat 
            das mit Digitaler Architektur zu tun, mit der Architektur der Information 
            und vor allem mit der Zukunft und den Entwicklungen, auf die wir hoffen?
 
 
 
 KOMMUNIKATION UND INFORMATION. Diese Rückkehr der Kommunikation 
            im großen Stil als treibende Kraft einer neuen architektonischen 
            Ära ist strukturell mit der IT Revolution verbunden. Dieser Aspekt 
            wird häufig unterschätzt und falsch verstanden.
 
 
  Fredy Massad, New Yorker Frühling,
 1996.
 
 Die Kartoffel, die wir im Supermarkt kaufen, besteht zu neunzig Prozent 
            aus Information (Forschung, Vermarktung, Vertrieb). Das Gleiche gilt 
            sogar noch in größerem Maß für elektrische Haushaltsgeräte 
            oder Autos, und immer mehr Menschen produzieren heute Waren, die "reine" 
            Information sind. Die Information ist der wahre Mehrwert jeder Ware. 
            Sie ist das, was sie konkurrenzfähig macht. Information bedeutet 
            auch Erzählung, Bild und Design. Man denke an eine Uhr, an ein 
            Auto oder mittlerweile auch an Architektur. Gekauft wird zuerst die 
            Erzählung, die Lifestyle-Utopie, dann erst die Form, während 
            man selbstverständlich davon ausgeht, dass das Produkt auch funktioniert. 
            Die Verpackung trägt gegenüber dem Inhalt bei weitem den 
            Sieg davon.
 
 
 
 NEUE THEMEN.Aber offensichtlich ist diese erste narrative und metaphorische 
            Ebene nur der Anfang und, wenn man so will, besteht nur eine sehr 
            oberflächliche Beziehung zwischen Architektur und IT Revolution, welche 
            die eigentlichen Kernthemen nicht berührt, die heute zur Debatte stehen. 
            Eine Paraphrase für unsere jetzige Situation stellt Bruno Tauts Glashaus 
            bei der Werkbundschau von 1914 in Köln dar.
 
 
  Bruno Taut, Glashaus, Deutsche Werkbundausstellung, 
            1914.
 
 Damals war der Einsatz von Glas und Transparenz wie eine romantischer 
            Lobgesang, eine expressive und poetische Inspiration, ohne Einfluss 
            auf die eigentlichen Themen, auf die es damals ankam. Um zu verstehen, 
            wie Glas und Transparenz zu Katalysatoren einer neuen architektonischen 
            Vision werden konnten, mussten wir erst auf die Bauhaus-Bewegung warten.
 
 
  Walter Gropius, Bauhaus, 1926 Dessau.
 
 In Dessau wird die Transparenz zum eigentlichen Thema von Gropius' 
            Botschaft, ein ästhetisches, formgebendes, funktionales und philosophisches 
            Thema. Denn für Gropius war Transparenz die Versachlichung der Funktion 
            selbst, die Fähigkeit der Architektur, "jeden kommunikativen Aspekt" 
            zu annullieren und eben nur sich selbst zu repräsentieren. Wenn es 
            diese Transparenz nicht gäbe, besäße die Neue Sachlichkeit keine Ästhetik, 
            nur Ethik.
 
 
 
 DAS NEUE "WIE". Ein weiterer Vergleich mit dem Bauhaus ist nötig, 
            weil die Architektur, die in den nächsten Jahren gebaut werden wird, 
            überwältigend und dramatisch anders sein wird als die der Moderne. 
            Gropius besiegte den fünfköpfigen Drachen der traditionellen Architektur, 
            indem er folgende Prinzipien verfolgte: 1. freie Baukörper für jede 
            Funktion statt vorgegebene Grundrisse für individuelle Typologien; 
            2. eine zentripetal ausgreifende Raumkonzeption statt geschlossener 
            Blockstrukturen; 3. Skelettbauweise statt Massivbau; 4. dynamische 
            statt einer bildhaften, in der Tradition und Renaissance-Perspektive 
            verankerten Sprache und 5. die Beseitigung jeder Form von Symbolik.
 
 
  Greg Lynn FORM & Fabian Marcaccio, The Predator, 
            Installation für die Ausstellung Suite Fantastique, Wexner 
            Center for the Arts, Columbus, Ohio, 2001.
 
 Heute versuchen wir zu verstehen, wie die gleichen Elemente, die Gropius 
            und, in unterschiedlicher Ausformung, Mies van der Rohe oder Mendelsohn 
            und andere entdeckt haben, sich erneut radikal ändern werden. 
            Und ändern müssen sie sich zwangsläufig, da der Ausbruch 
            technologischer Innovationen, wie gezeigt, unvermeidliche Auswirkungen 
            auf unsere Disziplin haben wird.
 Mies van der Rohe sagte 1930 beim Abschluss des Werkbundkongresses 
            in Wien: "Die neue Zeit ist eine Tatsache; sie existiert ganz 
            unabhängig davon, ob wir "ja" oder "nein" 
            zu ihr sagen. Aber sie ist weder besser noch schlechter als irgendeine 
            andere Zeit. Sie ist eine pure Gegebenheit und sich wertindifferent. 
            [...] Nicht auf das "Was", sondern einzig und allein auf 
            das "Wie" kommt es an." (Fritz Neumeyer, Mies van der 
            Rohe. Das kunstlose Wort. Gedanken zur Baukunst. Berlin 1986, 
            S. 372)
 Nun hat meine Generation von Architekten und Kritikern bereits begonnen, 
            über das "Wie" des neuen Informationszeitalters etliche 
            Ideen zu entwickeln. Einige davon sind bereits fest umrissen.
 
 
  Pongratz+Perbellini Architetti, Piazza cittadella, 
            Verona.
 
 Die freie Entfaltung der Funktionen, die aus einer industriellen Perspektive 
            von einer sich ausdehnenden Maschine verkörpert wurde, tendiert 
            immer mehr dazu, durch eine Logik der Zwischenräume ersetzt zu 
            werden. Es besteht die Tendenz, "dazwischen" zu arbeiten, 
            auch weil uns aufgrund bereits bestehender Gebäude gar keine 
            andere Wahl mehr bleibt. Das Konzept effizienter Tragwerke wird ersetzt 
            durch die Formel "Ingenieurtechnik ist die Kunst des Möglichen".
 
 
  Frank O. Gehry and Associates.
 Experience Music Project in Bau,
 2000 Seattle (Photo B. Lindsey).
 
 
  Frank O. Gehry and Associates.
 CATIA Zeichnung, Fachbereich
 Weatherhead School of Management
 der Case Western Reserve University,
 Fertigstellung 2002, Cleveland.
 
 Konstruktionen können jede Form annehmen und in jeder erdenklichen 
            Weise ausgeführt werden. Werfen wir erneut einen Blick nach Bilbao 
            (auch weil in vielen Fällen die Baukosten prozentual niedriger sind 
            als in der Vergangenheit), an die Stelle der zentripetal ausgreifenden 
            Raumkonzeption von Gropius treten viele andere, die auf die Formen 
            des Palimpsests, der Spirale und partieller Vertiefungen basieren 
            und die einer Raumkonzeption als einem System von interagierenden 
            Kräfte zwischen Innen und Außen Gestalt verleihen. Die Maschine, die 
            sich frei in den umliegenden Raum ausdehnt, gibt es nicht mehr, sondern 
            nur noch eine Reihe von Wechselbeziehungen zwischen den Dingen. Zugespitzt 
            formuliert gibt es keine Grundelemente mehr (Atome, Funktionen, Flächen), 
            sondern nur noch "Verbindungen". Schließlich ersetzen wir eine Stadt, 
            die selbst so entworfen ist, als wäre sie ein Fließband (hier wohnt 
            man, dort arbeitet man, hier ruht man sich aus, dort erholt man sich), 
            durch eine immer vermischtere, hybridere, multifunktionalere Stadt, 
            die 24 Stunden "geöffnet" ist ohne Nutzungszuweisungen auskommt.
 
 
 
 ÜBER INTERAKTIVITÄT. Wir sind im Begriff, Gropius' Erkenntnisse 
            vollständig zu ersetzen, nicht weil sie uns nicht gefallen (im 
            Gegenteil, wir schätzen sie vielmehr wie wir auch Piero, Michelangelo 
            oder Caravaggio schätzen), sondern weil sich unsere heutige Welt 
            völlig verändert hat.
 Wir fragen uns nicht, wie Architektur entstehen kann, die Information 
            nur oberflächlich als Kommunikation oder Erzählung benutzt 
            -wie in den neunziger Jahren geschehen-, sondern im Gegenteil, wie 
            kann Information zur eigentlichen Essenz von Architektur werden.
 
 Wenn es einerseits richtig ist, dass Information die Triebkraft allen 
            Wandels ist (ihre Katalogisierung, Verbreitung, Übertragung und 
            vor allem Formalisierung) und es ebenfalls korrekt ist, dass der Motor, 
            der diese neue Entwicklung erst ermöglicht hat, die elektronische 
            Digitalisierung von Daten ist (in allen Bereichen und auf allen Gebieten), 
            so ist es andererseits auch wahr, dass diese beiden Komponenten trotz 
            ihrer enormen Auswirkungen nicht ohne den denkenden Geist existieren 
            würden, und das stellt das eigentliche Thema der Informationsrevolution 
            dar.
 
 Dieser Geist besteht bekanntlich aus der dynamischen Verknüpfung 
            von Daten. Wir haben heute die Möglichkeit, extrem flexible Modelle 
            zu schaffen, die von einer oder mehr Parametern gesteuert werden und 
            bei der Veränderung einer einzigen Informationseingabe unterschiedliche 
            Welten generiert. Wir sind in eine Informationswolke eingetaucht, 
            die im ständigen Wandel begriffen ist.
 
 
  Frank O. Gehry and Associates.
 Durch CAD-Software wird der
 Entwurf von "Hüllen" vereinfacht.
 
 Den Weg, um dies in Architektur, also das offenbar Statischste, was 
            es gibt, zu übersetzen, haben wir bereits seit einigen Jahren aufgezeigt 
            - ebenso wie eine kleine Pioniergruppe von Architekten, von denen 
            die meisten hier vertreten sind. Dieser Weg heißt Interaktivität und 
            wird die Position einnehmen, die der Transparenz in Gropius' Neuer 
            Sachlichkeit zukam.
 
 
 
 INTERAKTIVITÄT. Interaktivität in der Architektur bezeichnet 
            mindestens drei verschiedene Dinge von zunehmend höheren Ebenen 
            von Komplexität, wobei die komplexeste Ebene die körperliche 
            Interaktivität ist, welche die beiden vorangehenden beinhaltet. 
            Aber gehen wir der Reihe nach vor. Körperliche Interaktivität 
            heißt, dass sich die Architektur selbst ändert. Wir wissen, 
            dass es bereits intelligente Häuser gibt, in denen sich das Ambiente 
            je nach Situation verändert. Da gibt es das Gäste-Szenario, 
            bei dem die Lichter automatisch gedimmt werden, sich einzelne Türen 
            öffnen, sich Schiebewände oder abgehängte Decken bewegen 
            und Raumtemperatur und Belüftung geregelt werden. Vielleicht, 
            und dies ist durch die Einführung von Mikrofasern in der Inneneinrichtung, 
            Glas und sogar in neuen Marmorsorten wahrscheinlicher geworden, werden 
            sich auch die physischen Eigenschaften der Wände interaktiv im 
            Hinblick auf Textur, Porosität und die Fähigkeit, Geräusche 
            oder Farben zu absorbieren, verändern. Zahllose andere Szenarien 
            sind möglich. Damit zu beginnen, diese Ideen in breiterem Umfang 
            in die Praxis umzusetzen, ist eines der wünschenswerten Ergebnisse 
            der Architektur in den nächsten fünf Jahren. Sie könnten 
            dann nicht nur, wie heute, in den Häusern der Wohlhabenden Anwendung 
            finden, sondern immer häufiger in öffentlichen Gebäuden, 
            Museen und bestimmten Stadtteilen. Ich bin mir fast sicher, dass wir 
            bis 2006 in dieser Hinsicht auch bereits Anzeichen für ein reifendes 
            "ästhetisches" Bewusstsein geben wird.
 
 
  NOX (Lars Spuybroek mit Pitupong Choawakul, Norbert 
            Palz, Wolfgang Novak and Joan Almekinders) mit dem Künstler Q.S. Serafijn, 
            Interaktiver Turm für die Stadt Doetinchem, 1998.
 
 Aber Interaktivität hat jenseits der effektiven Veränderung der Architektur 
            noch zwei weitere, niedrigere Ebenen, die einfacher zu erreichen sind. 
            Die eine besteht in der Tatsache, dass man heute auf früher undenkbare 
            Weise das Reale und das Virtuelle miteinander kombinieren kann. Es 
            handelt sich dabei um fortgeschrittene Projektionssysteme, die unter 
            der Gebäudehülle selbst eingesetzt werden, die eine Art von neuem 
            Massenmedien-Illusionismus ermöglichen, um dort belebende Eingriffe 
            vorzunehmen, wo das Umfeld heruntergekommen ist oder keine baulichen 
            Veränderungen vorgenommen werden können. Eingriffe dieser Art wurden 
            bereits an archäologischen Fundstätten, verwahrlosten Randbezirken 
            oder Teilen historischer Altstädte erprobt. Dies stellt einen entscheidenden 
            Schritt zur Präsenz von IT in der städtischen Umgebung dar. Wir sagen 
            die Entstehung eines "IT-Barock" voraus. 2006: neue Piazze Navone, 
            Fontane di Trevi und Trinità dei Monti. Wir arbeiten daran.
 
 
  Gianni Ranaulo, Media building Pirelli - Milanocentrale 
            Spa, 1999.
 
 
  IaN+ (C. Baglivo, L. Galofaro, S. Manna), Unterirdisches 
            Museum, Villa Medici, Rom.
 
 Schließlich gibt es eine dritte Ebene, die sogar noch weitere Verbreitung 
            finden kann. Es handelt sich dabei um die Interaktivität im Prozess 
            des architektonischen Entwurfs selbst. Heute kann man sich, auch wenn 
            bislang nur wenige davon Gebrauch machen, schnell und leicht in einer 
            vernetzten Datenwolke bewegen, um, wie oben beschrieben spontan die 
            Form festzulegen, die diese Wolke annehmen soll. Der Prozess selbst, 
            Architektur zuerst zu konzipieren, dann zu bauen und schließlich zu 
            betreiben, erlaubt ein enormes Maß an Interaktivität. Wir nähern uns 
            einem alten Traum von Chuck Eastman und anderen Wissenschaftlern die 
            den Bereich CAAD in den siebziger Jahren erforschten.
 
 
  Wombat (K. Jormakka, J. Gargus,
 F. Jamil, M. Ramirez). Trailer, der drei
 verschiedene "Wohnpositionen"
 einnehmen kann. Position Deleuze.
 
 Nämlich über eine einzige Datenbank von 3D Informationen zu einem 
            Gebäude zu verfügen, die hierarchisch geordnet ist (also dynamisch, 
            als würde sie eine mathematische Gleichung darstellen), und die zudem 
            mit externen Katalogen, Preislisten und 3D Modellen der Bauelemente 
            und Systemen von externen Fachingenieure für spezielle Berechnungen 
            vernetzt ist. Und dabei geht es nicht nur um Effizienz. Interaktivität 
            im Entwurfsprozess bedeutet auch, eine immer flüssigere Methode zu 
            entwickeln, um für jeden Zweck die bestmögliche Architektur zu erstellen. 
            Und natürlich erwarten wir uns für das Jahr 2006 auf ganzer Linie 
            eine bessere Architektur, ohne Adjektive, die von dieser Ebene der 
            Interaktivität im Entwurfsprozess ausgelöst wird.
 
 
 
 NEUE SUBJEKTIVITÄT. Nun wird klar, warum ich im Titel den Ausdruck 
            "Neue Subjektivität" benutzt habe. Sie ist von allen wünschenswerten 
            Entwicklungen die entscheidendste. Wenn die Formel der Moderne zurecht 
            "Neue Sachlichkeit" lautete, kann die Formel heute nur "Neue Subjektivität" 
            heißen. Nicht länger nur das Existenzminimum, sondern ein Dasein, 
            dass ausgeweitet und bereichert wird, um den Einzelnen immer mehr 
            zu einem lebendigen und freien Dasein zu verhelfen, statt zu Nummern 
            in einem statistischen Jahresbericht.
 
 
  Peter Anders. "cybrid space" in einem
 Architekturbüro. Der virtuelle Bauherr und
 Fachingenieur erscheinen wie Geister, die
 Architektin ist anwesend. Alle schauen auf das
 Modell eines cybriden Projekts. Das Modell wie
 auch der architektonische Raum sind cybrid
 teils materiell und teils im Cyberspace.
 
 Wenn Transparenz einer Welt die Ästhetik, Ethik, Vernunft und Technik 
            verschaffte, die mit rationalen Mitteln den Fortschritt ermöglichen 
            wollte und versuchte, für die Arbeitermassen der Industrie einen höheren 
            Lebensstandard zu schaffen - und das ist ja geglückt! -, wünsche ich 
            mir, dass Interaktivität dazu beiträgt, heutige Gedanken auf eine 
            Architektur zu fokussieren, die sich, nachdem sie die Objektivität 
            der Bedürfnisse überwunden hat, der Subjektivität der Wünsche zuwendet.
 
 Antonino Saggio
 |  | [18jul2004] |